Donnerstag, April 18

„Streike gegen EIKE!“ – Demonstration gegen Klimaleugnerverein in Gera

Der Protest von Fridays for Future und anderen Klimabewegten wendet sich diesmal nicht gegen die Regierung, sondern gegen die organisierte Klimawandelleugnung. Bild: Philipp Janke/Libertad Media

Gera. Ungefähr 250 Menschen versammelten sich am Freitagnachmittag des 12.11. vor dem Kultur- und Kongresszentrum (KuK), um dort gegen eine Tagung des Klimaleugner-Thinktanks EIKE zu demonstrieren. Das sogenannte „Europäische Institut für Klima und Energie“, das in Jena gemeldet ist, hatte sich im städtischen Kongresszentrum versammelt und herbe Kritik vor allem von Fridays for Future Thüringen auf sich gezogen. Umweltverbände sowie Vertreter*innen der Grünen und der Linkspartei zeigten neben Graswurzelaktivist*innen vor Ort Flagge gegen die von dem Verein verbreitete Pseudowissenschaft, die unter dem Slogan beworben wird, nicht das Klima, sondern „unsere Freiheit“ sei bedroht.

Die grüne Landtagsabgeordnete Laura Wahl sprach auf der Demo über das von Ölkonzernen wie Total und Exxon betriebene Streuen von Falschinformationen über die Klimaerhitzung, das seit Bekanntwerden des Klimaeffekts der Karbonbranchen dazu dient, die öffentliche Meinung zu Gunsten der Unternehmen zu beeinflussen und beschwichtigen. EIKE, das mit dem rechtslibertären Heartland Institute aus den USA vernetzt ist und schon seit Jahren ein Sammelbecken der Klimaleugnerszene darstellt, vertrete ebenfalls „die milliardenschweren Interessen der fossilen Industrie auf Kosten unseres Planeten,“ so Wahl. Sie kritisierte auch die Nähe des Vereins zur faschistischen AfD, die den EIKE-Sprecher Horst-Joachim Lüdecke gerne als „Sachverständigen“ in parlamentarische Ausschüsse einlädt, um deren Arbeit zu behindern. Eine „Debattengrundlage“ für einen möglichen Austausch sieht die Abgeordnete nicht gegeben, wenn es nicht einmal einen faktenbasierten gemeinsamen Nenner für den Diskurs gebe.

Robert, Sprecher von Fridays for Future Jena und dem Klimabündnis Ostthüringen, wandte sich gegen die Kritik, die den Aktivist*innen bereits vor der Demo entgegnet worden war, es handele sich bei einem solchen Protest um eine versuchte Einschränkung der Meinungsfreiheit. Zuvor hatten einige versucht, Hotels, die den Klimaleugner*innen für den Zeitraum der Konferenz beheimaten sollten, über den politischen Hintergrund der Szene zu informieren und sie zu einer Stornierung zu bewegen, was nicht gelungen sei. Die Aktionen verteidigte Robert und zeigte sich „erschüttert“ über die Reaktionen auf den Anti-EIKE-Protest. Er berichtete von Holocaust-relativierenden und anderen Nazi-Vergleichen, denen sich die Klimaaktivist*innen ausgesetzt sahen.

OB Vonarb: „Transparente Aufklärung“ trotz EIKE-Auftritt in städtischen Hallen

Die Fridays-for-Future-Aktivistin Jana sah den Oberbürgermeister der Stadt Gera Julian Vonarb in einer Rechenschaftspflicht dafür, dass das Event so stattfinden konnte. Der Lokalpolitiker hatte die Kritik an der Stadt, warum dem Klimaleugnerverein denn überhaupt Räume zur Verfügung gestellt würden, zum Anlass genommen, PR für das kommunale Klimaschutzkonzept zu machen. Die Pressemitteilung des OB, die auf der Auftaktkundgebung Erwähnung fand, schloss mit den Worten:

Dass zu Veranstaltungen wie der 14. Internationale EIKE-Klima- und Energiekonferenz eine öffentlichen Diskussion geführt wird, zeigt die Wichtigkeit des Themas [Nachhaltigkeit, Anm. d. Red.]. Umso mehr muss die transparente Aufklärung zum Thema Klimaschutz erfolgen. In einer Demokratie hat Meinungsfreiheit viele Fassetten [sic], die zu derartigen Veranstaltungsformaten führen. Diesen muss man im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit angemessen begegnen. Nicht immer ist das eine bloße Abwehr ohne Austausch.

Aus einer Pressemitteilung von OB Julian Vonarb vom 8.11.21

Die Redner*innen des Protestbündnisses betonten mehrfach, dass es aber nicht nur eine falsche Toleranz gezielter Falschinformation sei, die Anlass zum Demonstrieren gebe. Auch die „globale Klimapolitik“, wie man zuletzt auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow habe beobachten können, „ignoriert den Konsens“ der Wissenschaft dort, wo er nicht offen geleugnet wird, bekräftigte Jana. Nach einer gemeinsamen Demonstration durch die Geraer Innenstadt fuhr sie vor dem KuK fort, der politische Kampf von Fridays for Future finde aus Gründen der Solidarität mit dem Globalen Süden auch jenseits des Klimaschutzes statt, nämlich im Kampf gegen Rassismus, gegen Krieg und für Geschlechtergerechtigkeit.

6 Comments

  • Hagen Hartmann

    In der EIKE gibt es keine „Klimaleugner“. Das ist ein Unwort, den Klima gibt es überall.
    Am Kongress nehmen Wissenschaftler teil, die keineswegs alle einer Meinung sind, aber ihre Forschungsergebnisse werden vom IPCC nicht akzeptiert. Einige der Wissenschaftler sind oder waren Begutachter der Berichte des IPCC.
    Wer von Falschinformationen redet, sollte mal Beispiele nennen. Aber das passt nicht in Agitationsreden.
    Wer nicht dem Mainstream der Medien folgt, und in der Klimahysterie besonnen bleibt, wird als Lügner bezeichnet.
    Das Klima können wir nicht retten, sondern die fatalen Folgen für die Betroffenen müssen wir mildern, statt unsere Wirtschaft kaputt zu transformieren.

        • arno nym

          offensichtlich ist das eher ihr wesensmerkmal. ich zitiere mal aus einem ihrer mehrfach geposteten kommentare:

          „Linke Gruppierungen sind hingegen in unserer Gesellschaft zu satt und zu abgehoben, nur auf Besitzstandswahrung aus. Aber das ist ja oft ein Wesensmerkmal der Linken an sich.“

  • Dr. Bernd Stoppe

    Wichtige Demo. Gegen EIKE und auch gegen uneinsichtig argumentierende Verantwortliche der Stadtverwaltung.
    Allerdings: die Mitglieder von EIKE leugnen nicht das Klima. Sie bestreiten auch nicht einen wirkenden Klimawandel. Sie leugnen die Existenz des anthropogenen Klimawandels. Entscheidender Unterschied. So wie es im Aufruf und auf Flyern undifferenziert formuliert ist, erleichtert es die Abwehrargumentation von EIKE und verwirrt unnötiger Weise.

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