Freitag, März 29

Autor: Philipp Janke

Philipp ist 2019 nach Jena gezogen, um hier einen Master in Anglistik abzubrechen. Seine ersten journalistischen Erfahrungen sammelte er im Feuilleton der RNZ.
»Der Clowns-Kongress«: Humor wird dich nicht retten
Feuilleton, Regional (Jena)

»Der Clowns-Kongress«: Humor wird dich nicht retten

Das Publikum ist schlecht aufgelegt. Das muss es sein. Leonardo, ein Clown in blassgrüner Lederhose und grellgrüner Perücke, gesteht ein: "Es wird gelacht." Also was gibt es zu meckern? "Es ist nicht das Lachen, auf das man eigentlich hofft." Ein Streit entbrennt im Backstagebereich. Gerda Schaumbacher (Pina Bergemann) möchte das nicht auf sich sitzen lassen: Man kann ein Lachen doch nicht einfach nach seiner Lautstärke bemessen! Mag sein, doch das Dilemma der Clownstruppe ist damit nicht gelöst. Sie fühlt sich, als sei sie aus der Zeit gefallen. Hat sich die Tradition der Clownerie doch durch so viele Epochen hindurch bewährt, erscheint sie heute in Zeiten der Stephen-King-Horrorclowns wie ein Schatten ihrer selbst. Hinzu kommt: Die Provokationen der Harlekine wirken sicher wie eine Zumu...
„Thüringer Zustände“: Kooperationsprojekt untersucht faschistische Tendenzen im Freistaat
Allgemein, Politik, Schlagzeilen, Thüringen

„Thüringer Zustände“: Kooperationsprojekt untersucht faschistische Tendenzen im Freistaat

Erfurt. Am Dienstagmorgen stellten zentrale Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher und wissenschaftlicher Institutionen, die sich in Thüringen mit der Verbreitung rechter Gewalt und Gesinnungen beschäftigen, ein neues Kooperationsprojekt vor, das Entwicklungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im Jahr 2020 untersucht. Die Autor*innen der knapp 100-seitigen Broschüre "Thüringer Zustände", die der Zusammenschluss nun publiziert hat, sind EZRA, die Thüringer Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, MOBIT, die mobile Beratung für Demokratie und gegen Rechtsextremismus, KomRex, das Zen­trum für Rechtsextre­mis­mus­for­schung, Demo­kratiebildung und gesell­schaft­liche Integration der FSU Jena sowie das Institut für ­Demokratie und Zivil­gesellscha...
»Mars« von Asja Bakić: Verkehrte Welten
Allgemein, Feuilleton, Schlagzeilen

»Mars« von Asja Bakić: Verkehrte Welten

In einem Online-Persönlichkeitsquiz wurde ich einmal mit einem zermürbenden Gedankenexperiment konfrontiert: Angenommen, die Hälfte aller Schriftzeugnisse, die der Mensch je produziert hat, sollten aus irgendeinem Grund vernichtet werden. Welche Textsorte, fiktiv oder nicht-fiktiv, würde ich wählen? Obwohl es sich hier zugegebenermaßen um ein albernes Szenario handelt, das die subjektive Färbung von Tatsachenberichten vollkommen ignoriert, hat mich die Frage nie ganz losgelassen. Ein Grund dafür ist sicher der, dass Geschichten so viel Wissen über die Menschen und die Gesellschaften, in denen sie gelebt haben, enthalten, dass allein schon dieser Wert den sachlicher Schriften aufwiegen könnte. Mehr noch: Die Fantasie ist manchmal das einzige Mittel, um sich gesellschaftlichen Phänomenen üb...
Raymond Carver – Chronist der amerikanischen Entfremdung
Allgemein, Feuilleton, Schlagzeilen

Raymond Carver – Chronist der amerikanischen Entfremdung

Die Kolumne „Klassisch subversiv“ ist ein Versuch in politischem Eskapismus – eine Würdigung von Büchern aus der Vergangenheit, die immer noch klüger, kritischer und gewitzter sind als unsere verlogene Gegenwart. Im ersten Artikel der Reihe ging es um Stefan Heyms Roman Ahasver. Die Debatte um die junge Afroamerikanerin Amanda Gorman und das Gedicht, das sie zur Amtseinführung Joe Bidens vortragen durfte, ist für Feuilletonist*innen unwiderstehlich. Was selbstredend nichts mit den Qualitäten dieses Textes zu tun hat, sondern hierzulande vielmehr mit dem „Sorgenkind USA“ und dem Bedürfnis, die transatlantische Partnerschaft auch kulturell weiter aufzurüsten. Kurz nachdem Gorman mit ihrer flammenden Rede die Herzen westlicher Linksliberaler auf dem ganzen Globus für sich erobert hatte, e...
„Ich glaube an den öffentlichen Raum“ – Schauspielerin Elisa Ueberschär über die Krise der Kultur
Allgemein, Feuilleton, Schlagzeilen

„Ich glaube an den öffentlichen Raum“ – Schauspielerin Elisa Ueberschär über die Krise der Kultur

Elisa Ueberschär kann als freie Schauspielerin für Theater und Fernsehen ein Lied davon singen, welche doppelten Standards bei Kulturschaffenden angelegt werden, wenn es um Arbeitsverbote zur Bekämpfung der Corona-Pandemie geht. Sie war im Theaterhaus Jena letzten Oktober in der Inszenierung "Zur Wartburg" zu sehen, das bald nach der Premiere aufgrund neuer Kontaktbeschränkungen wieder auf Eis gelegt wurde. Fürs Fernsehen spielt sie unter anderem bei der Kinder-Soap "Schloss Einstein" mit. Ich treffe sie zu einem Videogespräch, um nach einem Jahr Kulturkrise Bilanz zu ziehen. Rettungspakete - eine ungleiche Gewichtung Die Atmosphäre ist entspannt, die Lage ernst. Zu Beginn unseres Gesprächs macht mich Elisa Ueberschär auf ihren Pullover aufmerksam, der die Aufschrift "#monike" träg...
Das „Heimatministerium“ verklagen – Seebrücke startet Aktionswochenende, SPD in der Kritik
Allgemein, Politik, Schlagzeilen, Thüringen

Das „Heimatministerium“ verklagen – Seebrücke startet Aktionswochenende, SPD in der Kritik

Jena/Erfurt. Die Thüringer Landesregierung sei untätig gewesen, hieß es auf der Seebrückenkundgebung beim Jenaer Universitätshauptgebäude am Donnerstagnachmittag. Die Gruppe ist eine von mehreren zivilgesellschaftlichen Initiativen und aktivistischen Bündnissen aus Thüringen, die in einer Petition an den Thüringer Landtag fordern, dass die Landesregierung den Bundesinnenminister verklagen solle, weil er die Umsetzung des Landesaufnahmeprogramms für Geflüchtete aus den griechischen Lagern blockiert. Für die Aufnahme der 500 Personen, die das Land letzten Juni beschlossen hat, ist es gemäß dem Aufenthaltsgesetz auf die Bundesinnenminister*in angewiesen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) lehnte die von Bremen, Berlin und Thüringen beschlossenen Landesaufnahmeprogramme letztes Jahr...
Sabotage: Steht sich die Klimabewegung selbst im Weg?
Allgemein, Feuilleton, Politik, Schlagzeilen, Überregional

Sabotage: Steht sich die Klimabewegung selbst im Weg?

Es gibt nur wenige, die die Wahrheit über die gegenwärtige Klimapolitik so schonungslos aussprechen wie Andreas Malm. Die coronabedingten Kontaktbeschränkungen haben die Klimabewegung im Globalen Norden letztes Jahr auf dem bisherigen Höhepunkt ihrer Mobilisierung in die Knie gezwungen, schreibt der Humanökologe im Vorwort zu seinem Buch Wie man eine Pipeline in die Luft jagt, das Ende letzten Jahres bei Matthes & Seitz erschienen ist. In der Streitschrift, die den sachgemäß reißerischen Untertitel "Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen" trägt, geht es um die Gewaltfrage im Umweltaktivismus. Der Schwede Malm, selbst seit Jahrzehnten Aktivist, hat damit eine überfällige Intervention in eine Debatte vorgelegt, die mit dem Aufkommen der "Generation Klima" schon erstarrt war, bevor sie ...
Doppelhaushalt Jena: Gemeinwohl versus Wachstum
Politik, Regional (Jena), Schlagzeilen

Doppelhaushalt Jena: Gemeinwohl versus Wachstum

Jena. Zwischen 50 und 100 Menschen versammelten sich am Donnerstag um 16 Uhr anlässlich der Stadtratssitzung zum Haushaltsentwurf 2021/22 für Jena vor dem Volkshaus. Vorbereitet hatte die Kundgebung das Bündnis solidarische Stadt, das sich gegen das Haushaltssicherungskonzept (HSK) des Stadtrates gegründet hatte. Das HSK sah viele Kürzungen im sozialen und kulturellen Bereich vor und konnte aufgrund einer coronabedingten Ausnahmeregelung auf Landesebene für das Jahr 2021 umgangen werden. Nach diesem sogenannten zweiten Mantelgesetz ist ein Finanzplan ohne Haushaltssicherungskonzept für verschuldete Kommunen unter der Bedingung möglich, dass "mit der Haushaltssatzung alle Sparmöglichkeiten ausgenutzt sowie alle Ertrags- und Einzahlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden und im Finanzplanungs...
Das „Heim“ im Wort „verheimlichen“: Olivia Wenzel zu Besuch bei der Ernst-Abbe-Bücherei
Allgemein, Feuilleton, Regional (Jena)

Das „Heim“ im Wort „verheimlichen“: Olivia Wenzel zu Besuch bei der Ernst-Abbe-Bücherei

Am Dienstagabend veranstaltete die Ernst-Abbe-Bücherei Jena eine Online-Lesung mit der Autorin Olivia Wenzel, deren Debütroman 1000 Serpentinen Angst letztes Jahr viel Aufsehen erregt und es sogar auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2020 geschafft hatte. Die Lesung war ursprünglich für die Interkulturelle Woche 2020 angedacht gewesen, hatte aber ausfallen müssen. Dass der Termin nachgeholt wurde, bereitete sowohl der Gastgeberin Julia Hauck, Agentin für Diversität und interkulturelle Bibliotheksarbeit, als auch Olivia Wenzel sichtlich Freude. "Das ist meine erste Lesung in Thüringen!" gab die 1985 in Weimar geborene Autorin bekannt, bevor sie die ersten Passagen vorlas. Das Buch enthält wie viele Erstlingswerke autobiografische Züge. Es geht darin um die Lebensstationen und Sin...
Frauenstreik: „8. März ist alle Tage!“
Allgemein, Politik, Regional (Jena), Schlagzeilen

Frauenstreik: „8. März ist alle Tage!“

Jena. Am Montag, dem internationalen Frauenkampftag, veranstaltete das Frauen*streikbündnis mehrere Kundgebungen, die die alltäglichen Kämpfe von Frauen sowie intergeschlechtlichen, nicht-binären und trans Personen thematisierten. Stationen waren unter anderem ein Warnstreik der IG Metall zur Tarifrunde in Göschwitz und das Uniklinikum in Lobeda, dessen Beschäftigte für eine Umstrukturierung des Gesundheitssystems entlang menschlicher Bedürfnisse und daher für eine Abschaffung der Fallpauschalen eintreten. Eine Kundgebung in der Nähe des Salvador-Allende-Platzes am Nachmittag richtete sich vor allem gegen patriarchale Gewalt. Das Frauen*streikbündnis fordert die Ausweitung von Beratungs- und Anlaufstellen für Betroffene häuslicher Gewalt und die Öffnung von Hotels für deren Unterbringung ...

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