Donnerstag, April 25

Hausbesetzung in Jena – Leerstand gestalten heißt Gesellschaft gestalten


Seit den frühen Morgenstunden besetzten Aktivistinnen ein Haus am Forstweg 19. Das seit mindestens 6 Jahren leerstehende Haus befindet sich momentan in Besitz der Friedrich-Schiller-Universität. An der Fassade des zweistöckigen Altbaus hängt nun ein Transparent mit der Aufschrift „Leerstand gestalten” und “Für ein autonomes Zentrum in Jena.“ Spontan versammelten sich Menschen in der Umgebung des Hauses und zeigten sich solidarisch mit dem Anliegen der Besetzerinnen, daraufhin wurde eine Kundgebung angemeldet. Für die kommenden Tage ist neben gemeinsamen Mahlzeiten und Gesprächen, ein offenes Bildungs- und Unterhaltungsprogramm geplant.

Angesichts zahlreicher politischer Krisen wie wachsender sozio-ökonomischer Ungleichheit, dem Klimawandel und einem konsolidierten öffentlichen rechten und rassistischen Diskurs, besteht das Bedürfnis für Zivilbevölkerung und Nachbarschaft einen Ort der Begegnung, der demokratischen Mit- und Selbstbestimmung und der politischen Selbstorganisierung zu schaffen. Wir benötigen Räume für Vernetzung, Austausch und Bildungsangebote: „Genannte Probleme betreffen uns alle und müssen zusammen angegangen werden. Wir brauchen Räume für Diskussion und gemeinsame Arbeit um uns diesen Krisen zu stellen. Von diesen Räumen gibt es in Jena zu wenige, oder sie werden an den Stadtrand ausgelagert. Deshalb nehmen wir uns diesen Raum heute selbst!“,sagt die Aktivistin. So gehöre es hier auch dazu, das in Jena allgegenwärtige Thema der Wohnraumpreise zu problematisieren. Eine Aktivistin äußert sich zu den Beweggründen der Besetzung, wie folgt: „Jena gehört momentan zu den teuersten Städten Ostdeutschlands. Viele Menschen hier können sich die unfassbar teuren Mieten nicht mehr leisten und werden an den Rand der Stadt gedrängt oder rutschen in die Armut ab. Wohnen ist ein Menschenrecht und sollte nicht missbraucht werden, um daraus Profite für wenige Besitzende zu schlagen.“

Es ist fast unmöglich bezahlbaren Wohnraum zu finden. Massiver Wohnraummangel und unbändige Mietpreise gehen uns in Jena alle an. Jahrelanger Leerstand wirkt in dieser Situation einfach nur paradox. Belebung von Leerstand und Überführung in gemeinschaftliche Nutzung ist also folgerichtig!

Nicht zuletzt soll das Haus neben der Nutzung als Ort für politische Selbstbestimmung und Organisierung auch einen Ort des Zusammentreffens und Kennenlernens darstellen. Er soll einer Vereinsamung entgegenwirken und Menschen mit verschiedenen Perspektiven zusammenbringen.
Partizipativ und in Rücksprache mit Nachbarinnen, Engagierten und Akteurinnen des stadtpolitischen Lebens möchten wir nun in den kommenden Wochen und Monaten ein Konzept zur Nutzung der Räumlichkeiten erarbeiteten.

Die Aktivist*in äußert sich dazu in einem Statement folgendermaßen: „Jena ist für viele Menschen nur ein Ort zum Durchpendeln, weil sie hier arbeiten oder studieren. Eine Bleibeperspektive haben wenige. Jena muss lebendiger werden, wir müssen die Stadt mitgestalten und uns eigene Bleibeperspektiven schaffen! Es braucht Raum um sich kennenzulernen und zu verweilen ohne Geld bezahlen zu müssen. Es braucht gemeinsame Projekte in Jena, in die wir uns einbringen können und die uns verbinden. Wir wollen Gemeinschaft leben!“.

(Pressemitteilung der Aktivist*innen)

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