Samstag, April 27

Kommentar: Kulturlose Gesell*innen wollen das Theaterhaus schließen

Es ist 2021. Die Kulturlandschaft liegt am Boden. Die meisten Kulturbetriebe sind seit März vergangenen Jahres geschlossen. Viele Künstler*innen in einer Existenzkrise gefangen. Manche leben von Hartz4, andere liefern Pizza oder Pakete aus. In Jena kommt zu dieser furchtbaren Situation auch noch der Wunsch der Stadtverwaltung nach umfassenden kulturellen Kürzungen. Die Stadt hat falsch gewirtschaftet und ist nun gezwungen, ein Haushaltssicherungskonzept zu erarbeiten.

Die Ideen der Stadt sind falsch. Sie folgen der Logik, Kultur sei eine „freiwillige Leistung“, im Umkehrschluss könne dort gekürzt werden. Kunst und Kultur sind aber kein optionaler Luxus, keine Sache, die einfach einer Austeritätslogik weichen kann. Sie sind Kernelemente einer freien Gesellschaft. Ja, Oberbürgermeister Thomas Nitzsche hat eine „Giftliste“ vorgelegt, wie sie regelmäßig bei Haushaltsvorschlägen auftaucht, in der aktuellen Situation ist ein kulturell-sozialer Kahlschlag aber unverantwortlich. Die Vorschläge sind geradezu ahistorisch.

Dass nun die kulturlosen Gesell*innen der selbsternannten „Alternative für Deutschland“ die Einstellung der Förderung des Theaterhauses fordern, verwundert wenig. Eine Spielstätte, die Geflüchteten eine Stimme gibt, in der Kritik am Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche thematisiert wird und in der Rechtspopulist*innen ihr Fett wegbekommen – kurzum ein kleines gesellschaftliches Bollwerk gegen die Ideologie des Faschismus. Diese Forderung zeigt nur auf ein Neues, wie gefährlich die barbarischen Kräfte des Rechtsextremismus geworden sind. Dass jene in Ostdeutschland in fast jedem Kommunalparlament krakelen dürfen, ist eine Schande.

Es kann nur eine Schlussfolgerung für Demokrat*innen geben: die Kultur schützen und die Verfassungsfeinde am rechten Rand endlich in ihre Schranken weisen. Freuen wir uns auf die nächsten Stücke, welche auf Jenaer Bühnen auch die Schandtaten dieser Akteure thematisieren – sobald es wieder möglich ist.

Kultur statt Barbarei!

(MM)

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