Montag, Oktober 7

Straßenzug „verwüstet“! Bekennerschreiben gegen Gentrifizierung und in Solidarität mit der „Rigaer94“

Zerstörung an der Rossmann-Filiale im Zentrum. Foto: Martin Michel / Libertad Media

Jena. Viel Sachschaden und Glasbruch verursachte eine kleine Gruppe am späten Samstagabend in der Innenstadt. Wie die Polizei Thüringen mitteilte, seien „gegen 20:30 Uhr circa 20 vermummte Personen randalierend durch die Jenaer Innenstadt“ gezogen. Hierbei wurden mehrere Schaufenster von Geschäften eingeworfen und besprüht. „Es entstand Sachschaden in bisher unbekannter Höhe,“ hieß es.

Ziel der Angreifer*innen waren Filialen größerer Ketten. So wurden in der Löbderstraße Schaufenster entglast und mit schwarzer Farbe beschmiert. Auch eine Filiale der Sparkasse muss Glasbruch und beschmierte Fenster beklagen. Am Marktplatz der Stadt wurde des Weiteren eine Filiale der Merkurbank Opfer der schwarzen Farbe. Die Gruppe zündete wohl auch Pyrotechnik, wie Berichte von Journalist*innen dokumentierten. Ein „A“ im Kreis, an der Fassade der Sparkasse, war ein erstes Indiz auf eine politische Tat für die ermittelnden Beamten.

In der Nacht auf Sonntag wurde auf der Plattform Indymedia ein Bekenner*innenschreiben zur abendlichen Aktion veröffentlicht. Mit Bezug auf Kürzungspläne der Stadt habe man klargemacht, „dass es in dieser Stadt mit den geplanten Sozialkürzungen keinen Frieden geben wird.“ Die Kürzungen und Entwicklungen der Gentrifizierung würden „Menschen aus der Innenstadt an die Peripherie Jenas und aus dem alltäglichen Leben“ vertreiben, so die Autor*innen weiter.

„Die neoliberale Stadtpolitik versucht eine saubere Innenstadt zu schaffen, in der es kein Graffiti, beklebte Laternenmästen oder selbstgestaltete Räume gibt. Dem machen wir einen Strich durch die Rechnung und haben heute eine der bekanntesten Einkaufsmeilen Jenas verwüstet und die Stadt so dreckig gemacht, wie es nur geht. Teure Mieten, Sozial- und Kulturkürzungen, große wirtschaftsorientierte Bauprojekte überall in der Innenstadt, rassistische Polizeikontrollen, aufwendige Graffitientfernung und -verfolgung und die Verdrängung von Jugendlichen aus der Innenstadt und von öffentlichen Plätzen zeigen deutlich wer dem neoliberalen Bild der Stadtpolitik nach auf der Strecke bleiben soll. Wir sind wütend!“

Bekenner*innenschreiben auf de.indymedia.org

Einen weiteren Bezug stellen die Autor*innen des Schreibens zum Kampf um das Hausprojekt Rigaer94 in Berlin her. „Überall in Deutschland und weltweit werden alternative Räume weiterhin bedroht und verdrängt. Auch wenn die Rigaer 94 diese Woche keinen Besuch von den Bullen bekommt, werden die Schweine früher oder später kommen, um uns auch dieses Projekt zu nehmen.“ Um das Hausprojekt in der Rigaerstraße 94 tobt in Berlin aktuell ein Konflikt auf verschiedenen Ebenen. Ursprünglich sollte in dieser Woche mit Hilfe eines großen Polizeieinsatzes der Brandschutz im Objekt überprüft werden. Der Bezirk hat jedoch eigenmächtig den Brandschutz selbst kontrolliert. Inzwischen streiten sich Bezirk, Besitzer und Berliner Senat über das weitere Vorgehen. Verschiedene Beobachter*innen gingen von einem Räumungsversuch des Projektes aus. Wie es weiter geht, ist unklar. Die Autor*innen schließen ihr Bekennerschreiben mit einer Art Kampfansage: „wird die Rigaer geräumt, dann brennt es und das nicht nur in Berlin!“ Unterschrieben wurde das Bekenner*innenschreiben anonym: „Für eine solidarische und autonome Organisierung in den Städten!“

Die Reaktionen auf die Zerstörungen in der Innenstadt waren in den sozialen Medien durchgehend negativ. Viele Menschen, zum Teil auch aus dem politisch linken Spektrum, haben die Taten kritisiert. Die Kriminalpolizei Jena hat Ermittlungen aufgenommen.

(MM)

5 Comments

    • Der kleine Prinz

      …einfach mal beim so beliebten VS nachfragen, welche
      V-Leute sich da mal wieder ausgetobt haben.
      Linksextremismus wird durch unsere Noch-Regierung
      finanziel und logistisch unterstützt, wer das anders sieht,
      sollte sich seine Hosen weiterhin mit der Kneifzange anziehen.

  • W. Skokin

    Es ist nicht unverständlich das man so vorzugehen gezwungen wird. Wer die Politik der Stadtregierungen ,Landesregierungen und Bundesregierung verfolgt, muss feststellen ,dass das viele Geld was den arbeitenden Menschen regelrecht weggenommen wird zur Bereicherung weniger verwendet wird. Winziges Beispiel: Zu Beginn fehlten überall Masken, die einfallsreichen Bürger nähten selbst welche …plötzlich kein Geld zu machen, so hat man sie einfach verboten usw. Man hat sich nicht einmal bei dem Volk bedankt. Und die vorgeschriebenen Masken sind nicht viel besser … Die ,die das Geld einstecken sind vereidet für unser Wohl zu arbeiten ,tun es jedoch nicht. Es sind nicht wenige die ihre Unterschrift auf das Unschuldszeugnis setzen um dann trotzdem die Hand aufzuhalten. Nicht nur in den C – Parteien. Berlin ist zubetoniert weil die Zinsen gleich Null sind. Trotzdem muss ich der Bank 13% Kontoüberziehungsgebühren zahlen.
    Wie soll das nur Enden. Es gibt einen guten Song dazu der lautet: Macht kaputt was euch kaputt macht. Gruppe :Ton Steine Scherben

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