Samstag, April 20

Israel-solidarische Kundgebung in Jena: Muslim*innen unter Generalverdacht des Antisemitismus?

Teilnehmer*innen der Kundgebung "Solidarität mit Israel - gegen jeden Antisemitismus". Bild: Lara Eckert/Libertad Media

Unter dem Motto „Solidarität mit Israel – gegen jeden Antisemitismus“ versammelten sich am Montagabend ungefähr 120 Menschen zu einer Kundgebung auf dem Holzmarkt. Es wurden Israelflaggen gezeigt und bis auf zwei Provokationen durch laute Musik aus vorbeifahrenden Autos verlief die Versammlung ohne Zwischenfälle.

Konrad Erben von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V., der selbst zur Kundgebung mobilisiert hatte, zieht ein zwiespältiges Fazit zum Ablauf, wie er in einem Statement an Libertad Media deutlich machte:

Solidarität mit Israel und ein unmissverständliches Bekenntnis gegen Antisemitismus sind wichtig. Aber es ist ernüchternd, wenn ein Bündnis gegen Antisemitismus vor allem damit auffällt, dass es den Antisemitismus arabischen und muslimischen Menschen zuschreibt. Diesen rassistischen Reflex erleben wir aktuell
leider durch alle politischen Spektren hinweg.

Ein Redner des Landesarbeitskreis Sisyphos, einem „ideologiekritischen Arbeitskreis“ der Thüringer Linksjugend, hatte am Ende der Veranstaltung davon gesprochen, dass neben „deutschen Hans-Jürgens und Utes“ auch „deutsche Mohammeds“ als Judenfeinde zu identifizieren seien und schloss, dass der „konservative Mehrheitsislam“ problematisiert werden müsse.

Erben sieht darin einen Höhepunkt der antimuslimischen Dynamik der Veranstaltung. „In offensichtlicher Ignoranz wurden in mehreren Redebeiträgen Begriffe wie ‚Umma‘, ‚Jihad‘ und ‚Koran‘ mit Antisemitismus in einen kausalen Zusammenhang gebracht. Eine solche unterkomplexe Dämonisierung des Islam und seiner Begriffe kennt man sonst von rechten Menschenfeinden. Es sollte einem immer zu denken geben, wenn der eigene Redebeitrag so oder so ähnlich auch auf einer AfD-Veranstaltung funktionieren würde,“ kritisiert Erben.

Abschließend meint er, dass „nur ein solidarischer und reflektierter Blick auf Ideologien der Ungleichwertigkeit den Betroffenen gerecht wird. Wenn eine Gruppe gegen eine andere ausgespielt wird, verliert die Solidarität ihre Legitimation.“

(le)

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