
Symbolbild. Foto: Kelly Sikkema
In Thüringen steigt die Zahl der festgestellten Coronainfektionen bei Kindern im Kita- und Grundschulalter sprunghaft an. Aus Daten des Kultusministeriums lässt sich ein deutlicher Anstieg der Infektionen in der Altersgruppe von 0-5 Jahren (Kita und jünger) und der Altersgruppe von 6-11 (Grundschulalter) feststellen.
Datenquelle: Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, Grafik: Libertad MediaIn den vom Ministerium täglich veröffentlichten Daten heißt es lapidar: „Sind schulpflichtige Jahrgänge (6-17) mehr als typische Berufstätigenjahrgänge (25-64) betroffen? Nein“. Ein statistischer Trick. Durch die Zusammenfassung aller schulpflichtigen Gruppen erscheint der Anstieg stark gedämpft. Betrachtet man allerdings die ab dem 22. Februar 2021 geöffneten Bereiche der Grundschulen und Kitas ergibt sich ein anderes Bild. Beide zusammengenommen liegen deutlich über den relativen Infektionszahlen der Berufstätigenjahrgänge.
Altergruppe | 28. Februar | 11. März | Veränderung |
0-6 Jahre | 76,7 | 204,6 | +166% |
6-11 Jahre | 66,8 | 154,3 | +131% |
12-17 Jahre | 81,6 | 108,4 | +32% |
25-64 Jahre | 139,8 | 154,9 | +10% |
Lediglich bei den Zwölf- bis Siebzehnjährigen, also der Altersgruppe nach dem Grundschulalter, ist der Anstieg schwächer. Diese Altersgruppe ist die einzige, die unter dem Durchschnitt der berufstätigen Altersgruppen liegt. Allerdings sind diese Schüler*innen auch wesentlich später in die Schulen zurückgekehrt (zum Teil regional auch noch gar nicht). Auch unterliegen die älteren Schüler*innen deutlich strengeren Hygienevorschriften.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen zeigte sich aufgrund der Daten besorgt: Dies seien alarmierende Zahlen. Gerade in den Bereichen, wo keine Abstands- und keine Maskenpflicht bestehe, steige die Zahl der infizierten Kinder an. „Zwar können sich die Pädagog*innen in Kindergärten und Grundschulen durch die vorgezogenen Impfungen nun besser geschützt fühlen, sichere Bildungsbedingungen sind das leider immer noch nicht“, kommentiert Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen.
Die GEW Thüringen bekräftigt ihre Forderungen nach einem besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz für alle Pädagog*innen und Schüler*innen sowie deren Familien. Dazu gehören u.a.:
- Bei Inzidenzwerten zwischen 50 und 100 soll Unterricht im Wechselmodell stattfinden. Das Wechselmodell soll und muss auch für die Grundschulen gelten.
- Ab einem Inzidenzwert von 100 müssen Schulen auf häusliches Lernen umstellen. Eine individuelle Entscheidung der Landkreise und kreisfreien Städte darf es nicht geben.
- Für Berufsschulen müssen dringend angepasste Regelungen gefunden werden, der Inzidenzwert des Schulstandortes darf hier nicht allein maßgeblich für die Entscheidung über Präsenzunterricht im Wechselmodell oder vollständigen Distanzunterricht sein.
- Die Testmöglichkeiten für Lehrkräfte und Schüler*innen sind schulnah auszubauen.
- Die Impfmöglichkeiten müssen auf alle Pädagog*innen und Beschäftigte in Bildungsbereichen ausgeweitet werden.
- Alle Klassenräume müssen mit Luftfiltersystemen ausgestattet werden und der Digitalpakt muss schneller umgesetzt werden.
(MM)