Freitag, April 26

Die Insel zieht aus – im Carl August finden sie ihr neues Zuhause

Jena. Die soziokulturelle Initiative Inselplatz 9A hat nach einem langen politischen Ringen um ihren Erhalt ein neues Domizil gefunden. In der ehemaligen Ausflugsgaststätte „Carl August“ an der B7 im Mühltal wird das neue Projekt aufgebaut.

Der Freistaat Thüringen hat die zuletzt kaum genutzte Immobilie erworben und temporär an die Insel vermietet. Kurzfristig soll ein Verein gegründet werden, der dann einen langfristigen Pachtvertrag mit dem Land Thüringen abschließt. Bereits am vergangenen Freitag wurden alle Dokumente unterschrieben und die Schlüssel übergeben. Ziel der Akteur*innen ist ein langfristiges Projekt am neuen Standort zu errichten.

Das Objekt eignet sich nach Angaben von einzelnen Insulaner*innen sehr gut für eine kulturelle Nutzung: es verfüge über große Räume für Veranstaltungen, einen Barraum, eine gastronomische Küche, fast 4000 m² Fläche und zahlreiche kleinere Räume, die als Wohnraum oder Werkstätten zu Verfügung stünden. Zuletzt stieg der Druck auf das Land enorm an, da die Insulaner*innen Gerichtsprozessse gegen ihre Räumung führten. Diese hätten bereits in der ersten Instanz zu einer Verzögerung von mindestens 1,5 Jahren für das Campusbauprojekt (im Bereich Inselplatz 9A) geführt. Nach Angaben der Insulaner*innen gab es auch formale Fehler in den Kündigungen, die erfolgreiche Prozesse nicht gänzlich ausschlossen.

Sowohl auf Seiten des Landes, als auch der Stadt hatten zuletzt Entscheidungsträger verschiedener Institutionen auf eine einvernehmliche Lösung mit der Insel zugearbeitet. Der Konflikt um den Erhalt dauerte fast ein Jahrzehnt und wurde mit unzähligen Demonstrationen, Petitionen und Installationen geführt. Die spektakulärste Aktion war dabei wohl die „Besetzung“ des Jenaer Stadtrates, die zum Abbruch einer Sitzung führte und den Akteur*innen viel Kritik einbrachte.

Ein Aktivist der ersten Stunde sagte gegenüber Libertad Media: „Wir werden mit diesem Projekt zum Eingangstor Jenas aus Richtung Weimar. Das erste, was Menschen auf ihrem Weg in die Stadt sehen, ist ein buntes Kulturprojekt, was alle Menschen willkommen heißt“. Kritisch merkte er aber auch an: „trotz all der Freude zum neuen Haus: auch unser Umzug ist Teil einer Gentrifizierung der Innenstadt. Selbstorganisierte Kultur ist damit fast hänzlich aus der Innenstadt verschwunden und an die Stadtränder gedrängt“.

Das neue Projekt wird eine niedrige vierstellige Summe Miete an den Freistaat zahlen. Allerdings werden wohl größere Investitionen zu stemmen sein um den Sanierungsstau im Gebäude abzubauen. Im Gegenzug haben die Insulaner*innen sich schriftlich zu einem Auszug aus dem alten Objekt am Inselplatz 9A verpflichtet – dem Bau des neuen Campus steht damit nicht mehr viel im Weg.

Aktuell sind aus den Reihen der Insulaner*innen zahlreiche Ideen und Projekte zu hören: eine neue Sokü, eine vegane Bockwurstbude, ein kollektives Café, Konferenzen und Seminare. Man wolle „Sachen, die gut im alten Projekt liefen, beibehalten und gleichzeitig das neue wagen“.

Die Insulaner*innen kündigen für die erste Januarwoche eine Umzugsparade zum neuen Domizil an.

Martin Michel

1 Comment

  • Lutz

    Da hat sich die Stadt einen Tollen Dienst erwiesen.
    Die „LIchtstadt“ hat als Eingangspforte vom Westen nunmehr einen Schandfleck sondergleichen. Abgesehen von der erbärmlichen „Ordnung“ , seit dem da neue Mietnomaden drin hausen…. das Publikum, welches dort verkehrt…..OH Gott!
    D`Aber das ist ja so gewollt. Anders ist die Entscheidung der Stadt nicht zu interpretieren.
    Strom scheinen die auch nicht zahlen zu müssen, regelmäßig ist dort , trotz Corona, eine Festbeleuchtung wie auf dem Frankfurter Flugplatz.
    Weiter so, ihr Stadtobersten der Lichtstadt….bald wird es ein vergessenes dunkeles Nest ohne ICE, und ohne weiteren Fortschritt sein….Aber dafür Gaaaaaanz sozial.
    Mir stellt sich nur noch die Frage, wer das alles bezahlt…

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