Donnerstag, März 28

1500 Jenaer*innen fordern ökologische Verkehrswende und autofreie Innenstadt

Fridays-for-Future-Demonstration in Jena. Bild: Martin Michel / Libertad Media

Bei Marburg wird der Dannenröder Wald für eine neue Autobahn zerstört, in Berlin wird der Flughafen eröffnet – offenbar ist im Verkehrssektor noch nicht angekommen, dass Klimakrise herrscht. Fridays for Future kämpft darum für eine ökologische Verkehrswende, global, national und auch vor Ort in Jena.

Nachdem ein offener Brief von 30 hiesigen Organisationen zu diesem Anliegen an Stadtrat und Oberbürgermeister im Sommer unkommentiert blieb, wurden die Forderungen zur Umgestaltung des Verkehrs weg vom Auto hin zu Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehr als Petition veröffentlicht. Inzwischen haben sich mehr als 1500 Jenaer*innen angeschlossen, sowie mehrere hundert weitere aus dem Umland.

„Weil ich es leid bin, immer nur leere Versprechen zu hören. Ich möchte eine bessere Zukunft für alle die, die nach uns kommen“, begründete eine Unterzeichnerin ihre Unterschrift. Verkehr ist das Thema, bei dem der Weg zu globaler Klimagerechtigkeit auch direkt mit einer Verbesserung des Lebens der Menschen hier verbindet: Rückgang von Abgasen, Lärm und das Freiwerden von Flächen, die bisher dem Autoverkehr vorbehalten waren, sind starke Argumente für ein Umlenken in der Mobilität – vom sinkenden Unfallrisiko ganz zu schweigen. „Wir senden mit dieser Petition ein Signal an die Stadt: Es gibt in der Zivilbevölkerung den Willen zum Wandel. Auch hier vor Ort, und zwar jetzt“, sagte Lukas Lütke.

Die Forderung nach einer autofreien Innenstadt hatte zuletzt stark polarisiert: „Offenbar wird übersehen, dass die Konzepte Ausnahmen für Anwohner*innen, Lieferverkehr oder körperlich Beeinträchtigte vorsehen. Das Ganze ist nicht weltfremd, es funktioniert in anderen Städten längst, und hat dort nicht zu Einbußen, sondern zu einer Belebung des Geschäfts geführt. Wir schlendern doch auch lieber durch die Wagnergasse als an der B7 entlang“, kommentiert Julian Zabel. Fridays for Future betont, dass die Umgestaltungen sozial gerecht umzusetzen sind und benachteiligte Gruppen keinesfalls zusätzlich belasten oder ausschließen dürfen.

Gefordert wird daher ein Gesamtpaket, welches nicht nur die zentralen Bereiche, sondern das ganze Stadtgebiet und Umland mitdenkt. Neben Fahrradachsen durch die Stadt, die sicher von anderen Verkehrsarten abgetrennt sind, ist insbesondere der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs aus den Randgebieten nötig. Denn viele Menschen fahren nur deshalb Auto, weil ihnen praktikable Alternativen fehlen, wie bei vielen Gesprächen am Rande der Unterschriftensammlungen deutlich wurde.

Die Verantwortlichen in Jena sind derweil weit entfernt, den letztes Jahr ausgerufenen Klimanotstand ernst zu nehmen. Dies gilt insbesondere für den Verkehrssektor, der für ein Drittel der Treibhausgase vor Ort verantwortlich ist: Aktuell wird von der Stadtverwaltung beispielsweise versucht, einen Entwurf zur Erweiterung der autofreien Kernzone, der vom Runden Tisch Klima & Umwelt eingebracht wurde, zur Unkenntlichkeit aufzuweichen.

„Die Stadt hat beschlossen, bis 2030 die Verkehrsemissionen Jenas um die Hälfte zu senken. Das ist super, aber wir erkennen nicht ansatzweise, mit welchen der angedachten Maßnahmen das klappen soll“, so Robert Pauli. „Mit der Petition wollen wir natürlich auch allen kleinen Schritten in dieser Richtung Rückenwind verschaffen. Aber was wir wirklich brauchen, ist eine großangelegte Umstrukturierung des Verkehrs, bis die klimafreundlichen Verkehrsmittel schneller, einfacher und günstiger ans Ziel bringen als das Auto. Das Auto muss dann den wenigen Menschen und Anlässen vorbehalten sein, für die es keine andere Möglichkeit gibt.“

Den Stadtratsmitgliedern und dem Oberbürgermeister wurde die Petition nun zunächst digital mit der Bitte um Stellungnahme übermittelt. Ob es demnächst zu einer physischen Übergabe kommen kann, ist aufgrund des Infektionsgeschehens derzeit noch nicht sicher. 

Pressemeldung: Fridays for Future Jena

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