Freitag, April 19

Schlagwort: Literatur

Queerness, Christus und die Kunst des Lebens: Oscar Wildes vergessener Gefängnisbrief
Allgemein, Feuilleton, Schlagzeilen

Queerness, Christus und die Kunst des Lebens: Oscar Wildes vergessener Gefängnisbrief

Die Kolumne „Klassisch subversiv“ würdigt Bücher aus der Vergangenheit, die noch immer klüger, kritischer und gewitzter sind als unsere verlogene Gegenwart. Im letzten Artikel der Reihe ging es um Raymond Carvers Stories. Trost ist, auf den ersten Blick, ein konservatives Gefühl. Trost bedeutet vor allem eine Aussöhnung mit dem Bestehenden, trieft von Trauer, Schicksal, Ausweglosigkeit – kurz: Komplizenschaft mit der eigenen Kapitulation. Aber Trost kündet auch von der heilsamen Wirkung menschlicher Gemeinschaft, sei er in einem Gespräch zu finden oder in einem Buch. Darin liegt seine subversive Kraft. Ich werde nie erfahren, wie es ist, für seine sexuelle Orientierung öffentlich gepeinigt und gerichtlich belangt zu werden, habe noch nie die Einsamkeit einer kalten Gefängniszelle er...
»Spuren der Arbeit«: Organisierung als Selbstorganisierung
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»Spuren der Arbeit«: Organisierung als Selbstorganisierung

Jena. Am Freitagabend fand im Lobedaer Ortstreff Emils Ecke eine Buchvorstellung der International Workers of the World (IWW) statt, die das örtliche Frauenstreikbündnis organisiert hatte. Die IWW – auch „Wobblies“ genannt – sind eine Basisgewerkschaft, die Arbeitskämpfe vor allem in den USA und Kanada organisiert und prägend für die anarchistische Bewegung in Nordamerika war. Ein wichtiger Teil ist dabei die klassenkämpferische Grundhaltung – so auch im Buch Spuren der Arbeit, das Geschichten aus dem Alltag von Arbeiter*innen versammelt. Zwei Referenten des deutschen Ablegers der Gewerkschaft haben daraus vorgelesen. Das Buch wurde zu einem Großteil aus dem Englischen übersetzt und geht auf eine Publikation der IWW von 2013 zurück, die Beiträge aus einem linksradikalen Blogprojekt nam...
»Mars« von Asja Bakić: Verkehrte Welten
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»Mars« von Asja Bakić: Verkehrte Welten

In einem Online-Persönlichkeitsquiz wurde ich einmal mit einem zermürbenden Gedankenexperiment konfrontiert: Angenommen, die Hälfte aller Schriftzeugnisse, die der Mensch je produziert hat, sollten aus irgendeinem Grund vernichtet werden. Welche Textsorte, fiktiv oder nicht-fiktiv, würde ich wählen? Obwohl es sich hier zugegebenermaßen um ein albernes Szenario handelt, das die subjektive Färbung von Tatsachenberichten vollkommen ignoriert, hat mich die Frage nie ganz losgelassen. Ein Grund dafür ist sicher der, dass Geschichten so viel Wissen über die Menschen und die Gesellschaften, in denen sie gelebt haben, enthalten, dass allein schon dieser Wert den sachlicher Schriften aufwiegen könnte. Mehr noch: Die Fantasie ist manchmal das einzige Mittel, um sich gesellschaftlichen Phänomenen üb...
Raymond Carver – Chronist der amerikanischen Entfremdung
Allgemein, Feuilleton, Schlagzeilen

Raymond Carver – Chronist der amerikanischen Entfremdung

Die Kolumne „Klassisch subversiv“ ist ein Versuch in politischem Eskapismus – eine Würdigung von Büchern aus der Vergangenheit, die immer noch klüger, kritischer und gewitzter sind als unsere verlogene Gegenwart. Im ersten Artikel der Reihe ging es um Stefan Heyms Roman Ahasver. Die Debatte um die junge Afroamerikanerin Amanda Gorman und das Gedicht, das sie zur Amtseinführung Joe Bidens vortragen durfte, ist für Feuilletonist*innen unwiderstehlich. Was selbstredend nichts mit den Qualitäten dieses Textes zu tun hat, sondern hierzulande vielmehr mit dem „Sorgenkind USA“ und dem Bedürfnis, die transatlantische Partnerschaft auch kulturell weiter aufzurüsten. Kurz nachdem Gorman mit ihrer flammenden Rede die Herzen westlicher Linksliberaler auf dem ganzen Globus für sich erobert hatte, e...
Das „Heim“ im Wort „verheimlichen“: Olivia Wenzel zu Besuch bei der Ernst-Abbe-Bücherei
Allgemein, Feuilleton, Regional (Jena)

Das „Heim“ im Wort „verheimlichen“: Olivia Wenzel zu Besuch bei der Ernst-Abbe-Bücherei

Am Dienstagabend veranstaltete die Ernst-Abbe-Bücherei Jena eine Online-Lesung mit der Autorin Olivia Wenzel, deren Debütroman 1000 Serpentinen Angst letztes Jahr viel Aufsehen erregt und es sogar auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2020 geschafft hatte. Die Lesung war ursprünglich für die Interkulturelle Woche 2020 angedacht gewesen, hatte aber ausfallen müssen. Dass der Termin nachgeholt wurde, bereitete sowohl der Gastgeberin Julia Hauck, Agentin für Diversität und interkulturelle Bibliotheksarbeit, als auch Olivia Wenzel sichtlich Freude. "Das ist meine erste Lesung in Thüringen!" gab die 1985 in Weimar geborene Autorin bekannt, bevor sie die ersten Passagen vorlas. Das Buch enthält wie viele Erstlingswerke autobiografische Züge. Es geht darin um die Lebensstationen und Sin...
Zwei Stefans, die DDR-Literatur und ich
Allgemein, Feuilleton, Schlagzeilen

Zwei Stefans, die DDR-Literatur und ich

Erstes Kapitel In welchem berichtet wird, wie der junge Autor aus dem „Westen“ zur Literatur der DDR fand Der erste Berührungspunkt mit ostdeutscher Literatur, an den ich mich erinnern kann, war der Schriftsteller Stefan Zweig. Wie das denn - Stefan Zweig? Der war doch Österreicher und ist noch dazu sieben Jahre vor der doppelten Staatsgründung gestorben! Nun, zugegebenermaßen war die Zweig-Anthologie Die unsichtbare Sammlung, die ich zwischen den Reader‘s-Digest-Groschenromanen eines Heidelberger Nachbarschaftstauschregals entdeckte, kein Herantasten an Literatur aus der DDR, sondern eine papiergewordene Rückschau in deren Verlagslandschaft. Der etwas heruntergekommene Reclam-Band wirkte auf den ersten Blick so anders als die quietschgelben Taschenbücher, die ich aus der Schule ...

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